Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Konstruktionskonzeptes, nämlich dem harmonikalen Zusammenspiel von Schwingungsverhält-
nissen musikalischer Intervalle mit dieser architektonischen Maßeinheit. Ich habe das anderenorts mehrfach ausführlich erläutert.

Es ist für den Forschenden auch immer wieder ein erregendes Erlebnis, wenn ihm in alten Kirchen auf Schritt und Tritt die „Patrozinalzahl“ des jeweiligen Grundmaßes begegnet.

So hat in Bursfelde das Presbyterium 18 Fenster, 18 Säulen und Pfeiler, 18 Türbogensteine, 18 Kreuze an den „Prozessionspforten“, eine - wie schon angedeutet - 18 kfß lange Apsissehne, und es sind die Sanktifizierungskreuze des Sanktuariums in Winkelstrecken von je 18 kfß angelegt. Entsprechendes berichtet der Fachhistoriker GÉRARD DE SÈDE über St. Lorenz in Lund.

Pythagoreisches Wissen

Jedenfalls sehen wir doch daraus, wie wichtig es ehemals den Bauhütten bzw. ihren Inspirateuren erschien, die sakralen Räume ganz und gar mit ihren Heiligen auf spirituelle Weise zu verquicken.

Offenbar liegt der Konstruktion solcher Kirchen tatsächlich uraltes, empirisch erlangtes Wissen zugrunde, das - von vielen Kulturkreisen gewonnen - in Rom gehütet und nur den Bauhütten vermittelt wurde, die es ihrerseits - allein für Eingeweihte verständlich - verschlüsselt weitergaben.

Sich überhaupt Erkenntnisse der Wissenschaft anzueignen, sollte ursprünglich unter allen Umständen das Privileg einer geistig aristokratischen Elite bleiben, die allein dafür Gewähr bot, verantwortungsvoll damit umzugehen. Diese Beschränkung der Wissensvergabe diente gewiss bloß in zweiter Linie der Machterhaltung.

Erst nach der revolutionären Veränderung des Weltbildes durch Kopernikus geriet ein solcher Umgang mit Wissen bald auf allen Gebieten total außer Kontrolle. Damit nahm eine riskante Entwicklung ihren Anfang, deren Auswirkung in unserer Generation bereits lebensbedrohende Dimensionen anzunehmen beginnt.

„...wo der Geist Gottes weht“

Wenn in Kirchen, deren Bau auf solche Weise von Prinzipien harmonikaler Klanggebung bestimmt wurde, gesungen wird, rührt - in spirituellem Sinne - der Geist des Heiligen die Gläubigen an. Je nach Patrozinium

zurück         weiterlesen




Startseite  |  Impressum  |  Links  |  Gästebuch