Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden
Tausendjährige Klosterlinde
in Bursfelde

Die tausendjährige Linde am Teich im Klostergarten.Foto: Spf.
- Einst ein Ort der Ruhe und des Friedens -

Der Göttinger Historische Verein macht in seinen "Göttinger Blättern" 1935 auf diese uralte Linde aufmerksam, die bis vor kurzem im Klostergarten der ehemaligen Benediktinerabtei Bursfelde stand. Es handelt sich um eine gewaltige Winterlinde (Tilia ulmifolia, auch. T. parvifolia genannt). Stadtgarteninspektor Ahlborn gibt 1935 den Stammdurchmesser mit 1,27 m, die Höhe mit 38 m und den Durchmesser der Krone mit etwa 22 m an.

Leider ist der Baum 1980 auseinandergebrochen. Das Foto zeigt den bis in jüngste Zeit stehengebliebenen südlichen Teil und lässt kaum ahnen, dass der alte Recke ehedem einen fast doppelt so großen Umfang hatte. Schon der Göttinger Bericht erwähnt eine schwere Beschädigung durch Blitzschlag, welche damals zwar gut überwallte, aber doch wohl den Keim zu innerer Fäulnis gelegt hatte. (Gesamtmfang zuletzt 5,40 m.)

Es ist möglich, dass dieses Naturdenkmal, das auf den Betrachter bisher noch keineswegs den Eindruck eines abgängigen Torsos machte, bereits aus den Jahren der Klostergründung stammte. Sicher aber haben sich die Mönche oft, Gebete murmelnd, im Schatten dieser Linde ergangen. -

Um 23 Uhr in der Nacht vom 4. zum 5. Februar 1997 brach der gewaltige Baum zusammen, nachdem er schon stundenlang vorher ein Ächzen und Stöhnen von sich gegeben hatte. Seine Riesenkrone zerbarst auf dem Eis des Klosterteiches unter ohrenbetäubendem Krachen, das die Nachbarn aus ihrem ersten Schlaf schreckte. Einer der letzten Zeitzeugen monastischen Lebens an diesem Ort der Frömmigkeit hatte seine grüne Seele ausgehaucht. -

Carl-Christian Sumpf



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