Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Gesagt, getan! : Die Sakristei wurde herausgerissenen und wenn auch ein wenig provisorisch - in das südliche Seitenschiff der "Ostkirche" verlegt. Das ging noch an; wann braucht schon ein moderner Pastor eine Sakristei?! - Dann wurde das dem neuen Zweck des Raumes besonders hinderliche Treppenhaus zur Orgel entfernt - schon ein schwerwiegenderer Eingriff, aber im Interesse der neuen Idee unumgänglich. - Dafür wurden mehrere elektrische Speicheröfen, auf die man nun alle Hoffnungen setzte, installiert und ein schlichter Altar - bestehend aus einem eichenen Tisch , zwei Kerzen und einem Kruzifix - in diesem Mittelraum angeordnet. Ein Harmonium machte die Sache komplett. Die gewünschte Winterkirche - zwar wider die Gewohnheit anstatt nach Osten nach Süden orientiert, aber den Bursfelder Ansprüchen genügend - war Wirklichkeit geworden. So weit, so gut!

Jedoch das dicke Ende kam nach:

Am jenem Heiligabend 1972 nun zog man es trotz der gerade fertig gewordenen Winterkirche vor, zumal die Außentemperatur noch einigermaßen hoch lag - Christi Geburt doch bei richtiger Orgelmusik nach altgewohnter Weise in der würdigeren "Ostkirche" zu feiern.

Alles war vorbereitet, die Glocken riefen. Ein Hauch Schnee lag bereits auf den Wegen. Ein paar dicke Flocken tanzten gerade wieder vom abendlichen Sternenhimmel herab auf die Kirchgänger nieder, und aus dem offenen Tor der Eingangshalle sowie durch die kleinen Fenster der Seitenschiffe schien den Erwartungsvollen schon von Ferne ein blasser Lichtschein entgegen.

Die alte Küsterin war erst vor ein paar Wochen aus Altersgründen für immer "ins Jenseits" verzogen, wie Abt Harbsmeier es nannte, nämlich nach der anderen Seite der Weser zu ihrer in Reinhartshagen wohnenden Tochter. So zündete ein neuer Küster die Kerzen an. Die Lieder, die gesungen werden sollten, waren an der Liedertafel angeschlagen und die damals noch artig neben Vater und Mutter sitzenden Kinder konnten kaum noch das Einsetzen der Orgelklänge in der feierlichen Christkirche erwarten.

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