und geborgenen Schätzen biblischer Frühtexte. Die Wissenschaft ist nun in die Lage versetzt, sich ein
präziseres Bild vom nicht nur Jünger und Apostel, sondern ja auch Evangelisten
Thomas zu machen, von dem bekannt ist, dass er zunächst in Parthien und schließlich in
Indien missioniert hat, wo er wohl auch den Märtyrertod erlitt.
Unter dem Titel: „Bibel der Häretiker" sind gnostische Schriften aus Nag Hammadi (NHC) erschienen,
die von den Göttinger Theologen LÜDEMANN und JANSSEN eingeleitet, übersetzt und
kommentiert wurden, darunter auch das Thomasevangelium (bei Radius, Stuttgart 1997).
Einige darin enthaltene besonders einprägsame Textzitate mögen bezeugen,
wie sehr dieser Jesusjünger Thomas von missionarischer Energie erfasst war,
die von der erlebten Nähe zu seinem Herrn und Heiland genährt wurde.
Vermitteln sie uns doch Jesusworte, wie wir sie in ähnlich wuchtiger
rhetorischer Prägnanz ja auch aus anderen Evangelien kennen (vergl.: Luk.12, 49):
NHC II, 2: Jesus sprach: „Ich habe ein Feuer auf die Welt geworfen, und seht, ich hüte es bis es auflodert“. (Logion 10)
Und Thomas ist einer derer, die dazu verhelfen, dass dieses Feuer des Glaubens
weiterhin in der Welt aufleuchtet. -
oder:
NHC II, 2: Jesus sprach: „Ich werde euch geben, was kein Auge gesehen und
was kein Ohr gehört hat und was keine Hand berührt und was kein menschlicher Geist sich je erdacht hat“. (Logion 17)
Jener Thomas, einst am Mysterium der Auferstehung Zweifelnder,
kann auch heute noch dazu beitragen, dass der Geist Gottes nicht nur unter
den nach Ihm Lechzenden, sondern vielleicht gerade unter Glaubenskritikern Wohnung nimmt.
Ein drittes Wort Christi aus dieser apokryphen Thomasüberlieferung möge die
Beispiele beschließen:
NHC II, 2: Jesus sprach: „Erkenne, was du vor Augen hast, und was dir
verborgen ist, wird dir enthüllt. Denn es gibt nichts Verborgenes, das sich nicht
manifestieren wird“. (Logion 5)
Auch ein längerer Dialog, den Thomas mit dem auferstandenem Jesus führte,
und der als „Thomasbuch“ (NHC II, 7) wiedergegeben wurde, reflektiert solche Originalität.
Thomas und Bursfelde
Wie wir heute wissen, hatte die Bursfelder Klosterkirche, was ja vielfach bei
alten Kirchenbauten der Fall ist, einen frühromanischen Vorläufer, das schließen
wir aus übereinstimmenden Resultaten sowohl der Orientationsforschung, wie auch aus
archäologischen und radiästhetischen Untersuchungen. Jene sicher ins frühe 9. Jh. zu
datierende Kapelle, besaß bereits ein Thomaspatrozinium.
Versuchen wir doch einmal, uns meist Verborgenes im heutigen Bursfelder Gotteshaus zu
entdecken, dessen
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