Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden
Carl-Christian Sumpf



„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“

Bursfelde und sein Thomas-Patrozinium *


Verlorengegangenes

Der evangelische Buchautor W. NIGG hat einem seiner Bücher den Titel gegeben: „Die Heiligen kommen wieder“. Er führt uns darin vor Augen, was für ein verheerendes „Abbruchgeschäft“ in unseren Kirchen um sich gegriffen hat und stellt die Frage: wie die Menschen nun mit dem „Trümmerhaufen der blind zerschlagenen christlichen Ideale“ fertig werden sollen.

Unsere verworrene Zeit macht weder davor Halt, einst unveränderbare Begriffe, wie Moral und Anstand dem Zeitgeschmack entsprechend auszulegen, noch es bedenkenlos zuzulassen, dass „Rummelplätze“ als Kathedralen bezeichnet und - so W. NIGG - „Bibeltexte oder richtiger gesagt: Textfetzen in Trotz- und Heischelieder verballhornt werden“.

Unsere Gotteshäuser laufen derweil Gefahr, immer mehr profaniert zu werden. Waren sie nicht ursprünglich einem oder gar mehreren Heiligen geweiht? Heute fehlen uns evangelischen Christen aber meist die Skulpturen und Altäre dieser Heiligen. Längst sind oft auch die


Bursfelde: Fresko um 1450

Reliquien derer, die den jeweiligen Kirchen ihren Namen gaben, nicht mehr vorhanden. Ist nicht besonders durch solchen Verlust bei uns etwas verlorengegangen, das eigentlich ganz wesentlich zur Spiritualisierung unserer Gotteshäuser beizutragen vermochte?

...erfüllt von der Aura des Heiligen

Wenn z.B. die Gründer des Klosters Bursfelde den Apostel Thomas zum Hauptpatron erwählten, so sollte damit erreicht werden, dass dieser Ort der Anbetung auch vom Geiste dieses Heiligen durchdrungen wurde.

„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!“ (Jes.43,1) Diesem gewichtigen Gotteswort gemäß nahmen unsere Altvorderen hiermit die eigentliche Spiritualisierung des sakralen Ortes vor. Es wurde ein Haus geschaffen, das nun durch und durch von der Aura des Heiligen erfüllt war.

Das aber verhalf doch gerade dazu, dass dieses Haus zu einem Ort werden konnte, an dem „der Geist Gottes weht“, um ein Wort von CHARPENTIER zu benutzen.

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