Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Das alte Bursfelder Retabel

Wir haben es bei diesem Retabel mit dem kleinen Abglanz eines der bedeutendsten Altarwerke Europas zu tun. Die schon wegen ihrer künstlerischen Komposition und vollendeten Strichführung auffallenden Darstellungen ließen kunstvolle Kopieen bedeutender Werke vermuten. (1)

Meine Nachforschungen ergaben, dass sie in einem Meisterwerk des berühmten Goldschmiedes und Emailmalers des 12. Jahrhunderts Nikolaus von Verdun ihr Vorbild finden. Die Bursfelder Tafeln sind vergrößerte Kopien des 1181 geschaffenen "Verduner Altares" in Stift Klosterneuburg bei Wien. (2)

Der dortige Altar enthält 51 Emailbilder, von denen uns 10 der schönsten in Bursfelde erfreuen, hier allerdings als Ölgemälde auf Holz.

Eine weitere Überraschung war die Ermittlung des Alters des Bursfelder Altares: (3) Der gesamte Aufbau ist einem älteren Altarblatt aus dem 19. Jahrhundert nachgebildet, das in den zehn Feldern in wenig künstlerischen Lettern auf einfarbigem Untergrund die Gesetzestafeln enthielt. Anstatt seiner wurde 1906 das jetzige Retabel mit den bemerkenswerten Bildern auf dem Hauptaltar errichtet.

Das den gesamten Aufbau krönende Kardinalskreuz befand sich auch schon auf dem Vorläufer Retabel. Es soll vielleicht die früheren unmittelbaren Beziehungen der Bursfelder Äbte zur römischen Kurie symbolisieren. (5) (6) (7)

Das Österreicher Vorbild weist um die einzelnen Szenen auch lateinische Umschriften auf, so dass ihre Deutung völlig gesichert ist. Viel weniger wissen wir dagegen über den steinernen Unterbau, der - wenn überhaupt noch vorhanden - völlig umbaut ist.

(1993 zur 900-Jahr-Feier wurde dieser Altar durch einen neuen aus Buntsandstein ausgetauscht. Dabei stellte sich heraus, dass die hölzerne Altarplatte gar keinen steinernen Unterbau hatte. - Der erste Abt des Klosters Almericus soll den ältesten Altar des Ortes "Miminde" = seit 1123 "Bursfelde", zertrümmert haben. Er enthielt möglicherweise neben dem christlichen Weihekreuz - änlich dem Neuhäuser Altarfund - auch ein heidnisches Sonnensymbol.)


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