Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Die Bursfelder „Gotteshauskühe“

Die Herzogin Elisabeth führte in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts in den kahlenbergischen Landen, so auch in Bursfelde, die Reformation durch. Antonius Corvinus war dabei ihr wichtigster Mitstreiter.

Es kam allerdings unter ihrem Sohn, der während ihrer Regentschaft eine streng katholische Erziehung genossen hatte, zu einer kurzen Epoche der Rekatholisierung.

Die Mönche des Bursfelder Klosters sollten nun ihre Frauen, mit denen sie sich gerade erst hatten anfreunden dürfen, nach Hause schicken und sich ihr Süppchen wieder selber kochen. Das war für sie gar nicht so lustig. –

Von 1588 an ließ sich nun endlich die Ausbreitung des Protestantismus nicht mehr aufhalten, und das Schicksal des Klosters war nun endgültig besiegelt. Ein letzter Mönch soll noch bis zu seinem Tode zusammen mit seiner Kuh, die ihn am Leben erhielt, in der Kirche gehaust haben. Anschließend wurde das Langhaus der Klosterkirche ganz und gar zu einem Kuhstall des Gutpächters umfunktioniert und es wurden in seine Seitenschiffe sogar Schweineboxen eingebaut. Diese Zweckentfremdung müssen wir im Nachhinein positiv bewerten, bewahrte sie das Gotteshaus doch vor dem Zerfall.

Die damals innerhalb heiliger Gemächer untergebrachten Tiere waren hinfort in mancherlei Hinsicht privilegiert. So hatten sie z. B. bei der Hute den Vortritt. Das heißt, dass kein Bauer seine Kühe in die Klosterwaldungen eintreiben durfte, ehe nicht die Bursfelder “Gotteshauskühe“ die besten Weideflächen für sich in Anspruch genommen hatten.

Auch sagte man diesen Kühen die Fähigkeit des Weissagens nach; so bedeutete es nichts Gutes. wenn eine der Kühe einen ungewöhnlich hohen Sprung über einen Graben machte. Das wurde meist als das Vorzeichen für einen bevorstehenden Trauerfall im Ort gedeutet, der aber manchmal noch Monate auf sich warten ließ. –

Die Milch der Gotteshauskühe soll gegen allerlei Krankheiten, Zauber und Hexerei geholfen haben.

Die mit dem Kuhdreck dieser heiligen Kühe beschmierten Bienenkörbe waren gefeit gegen den „Schwarmteufel“, der die Bienen verleitete ihre Wohnungen mitsamt der Honigvorräte zu verlassen.

Die alten Bursfelder wussten noch über viele solcher Überlieferungen zu berichten. Es ist bedauerlich, dass wir sie heute nicht mehr weiter danach ausfragen können. –




Kuhherde auf der Bursfelder Weide


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