Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Die Mönche und ihre Konkubinen
Das Kloster ein Sündenpfuhl?

Der Autor einer gründlichen Zusammenführung auf Quellen fußender geschichtlicher Beiträge über Bursfelde Nicolaus Heutger gibt in seinem Buch: „Bursfelde und seine Reformklöster“ in dem Kapitel „Die innere Entwicklung in Bursfelde“ (1) einen Bericht über die zerrütteten Zustände im Kloster vor der Reform.
Im frühen 15. Jahrhundert erreichte nach Darstellung Heutgers das Unwesen im Bursfelder Kloster wohl seinen Höhepunkt: „…die Mönche hielten Konkubinen und teilten die Klostergüter unter sich zur Nutznießung auf…“.

Heutger bezieht sich bei dieser Behauptung auf Hermann Herbst, der in seinem Beitrag „Die Anfänge der Bursfelder Reform“ (2) bereits 1931 darüber berichtet habe. Der sonst so korrekte Heutger hat hier durch unrichtiges Recherchieren einige Verwirrung gestiftet, Herbst bezieht jene ungeheuerliche Behauptung nämlich gar nicht auf Bursfelde, sondern eindeutig auf Klus bei Gandersheim, wo allerdings bekanntlich auch die Wurzeln der Bursfelder Kongregation lagen. Herbst wiederum schöpft sein Wissen über die Ausartungen in Klus aus dem Cronicon Clusense des Mönches Bodo von 1539. (3)

Es ist nicht auszuschließen, dass in Bursfelde zu jener Zeit nicht viel bessere Verhältnisse geherrscht haben zumal wir von J. G. Leuckfeld wissen, was auch Heutger bekannt war, dass um 1430 in Bursfelde im Kloster schließlich nur noch ein Mönch vorhanden blieb, der sich glücklich schätzte, von einer geretteten Kuh am Leben erhalten zu werden. Ihm stand aber sicher der Sinn nicht nach zügelloser Ausschweifung. –

Gebetsgemeinschaft

zwischen Bursfelder Mönchen und Hilwartshäuser Nonnen

Noch einmal kommen heute im Rückblick Zweifel an der moralischen Integrität der Bursfelder Mönche auf, da nämlich 84 Jahre nach der Gründung der Bursfelder Reform das Verlangen seiner Mönche entstand, Kontakte zu den nahen Nonnenklöstern Lippoldsberg und Hilwartshausen aufzunehmen. So kam es 1518 zur Bildung einer Gebetsgemeinschaft mit dem Augustinerinnenkloster Hilwartshausen bei Münden. (4)

Im Volksmund ist von unterirdischen Gängen die Rede, durch die man bei Nacht und Nebel die Nonnen in das Bursfelder Kloster holte. Das ist natürlich reine Phantasie, die wohl von der Tatsache genährt wurde, dass das Kloster Hilwartshausen schon einmal 1458 – allerdings nur kurzzeitig - die schwere Strafe der Exkommunikation erlitt. (5)

Auch von Lippolsberg wurde ruchbar, dass das dortige Klosterleben der Nonnen zeitweilig außer Rand und Band geriet. –

In Wirklichkeit waren in beiden Fällen nicht sittliche Zerrüttungen, sondern Besitzstreitigkeiten oder existenzielle Nöte und andere Anlässe Grund für das Entstehen beklagenswerter Verhältnisse. Es hätte also Bursfelde für die Carmina burana nur dürftigen Stoff liefern können. –

Der beschriebene Fehler bei Heutger sollte somit behoben sein.


Literatur:

(1) Heutger,N.Bursfelde und seine Reformklöster. S. 19 – 13, Hildesheim 1975
(2) Herbst, H.Die Anfänge der Bursfelder Reform. Z. d. Gesellsch. f. niersächs. KG
(3) Bodo, Heinr.Cronicon Clusense. 1539, in Leibniz’ Scriptores rerum brunsvicensium, A.a.Q. Bd. II, S.345-370
(4) 1518 August 29., Bursfelde. Boetticher, M.v. Urkundenbuch des Stifts Hilwartshausen, S. 377 f, Hannover 2001
(5) 1458 Mai 16. – Urkunde 313 S. 259-283

weiter sind hilfreich:

Desel, J.Das Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen. Melsungen 1967
Herbst, H.Das Benediktinerkloster Klus bei Gandersheim und die Bursfelder Kongregation. Leipzig u. Berlin 1932

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