Ist das die Welt, dem Willen Gottes gleich?
Ist's nicht vielmehr des Teufels Höllenreich?
Ist's nicht sein Geist, der diese Welt umschwebt
Und Leib und Seele zu verderben strebt?

Heb' dich hinweg, du falscher Lügengeist,
Der Böses bringt, wo Gutes er verheißt!
Wie könnt' ich leben, wo als Ziel mir droht
Gericht der Sünde und des Leibes Tod! —

So flieh' ich denn aus dieser argen Zeit
In deiner Mauern stille Einsamkeit.
Der Wünsche Lust, der eitlen Ehre Gier,
Sie bleiben draußen vor des Klosters Tür.

In Armut und in Demut sei mein Herz
Dir, Gott, zum Dienst geweiht, und himmelwärts
Nun richte sich mein brünstiges Gebet,
Indes die Welt mit ihrer Lust vergeht. –

So nehmt mich denn in euer Kloster auf!
Beendet sei des Lebens Erdenlauf, —
Ein neues Leben sei hinfort mein Los,
Fern von der Welt in eures Klosters Schoß!

II

Nun bin ich schon im Kloster manches Jahr,
Der Leib gebeugt, vom Alter weiß das Haar;
Matt ist das Auge, müde ist die Hand:
Ich merkt’ es wohl, wie meine Kraft mir schwand!

Doch, wie das Leben langsam abwärts steigt,
Und immer näher sich dem Ende neigt,
Tritt deutlicher in der Gedanken Lauf
Und unabweisbar eine Frage auf:

War's nicht an dieser Pforte, dass mein Fuß
Den Schritt getan nach reiflichem Entschluss
Und ich der Not der argen Welt entfloh’n,
Um näher Gott zu sein und seinem Thron?

Doch ach! — auch in des Klosters Einsamkeit
Ward nicht mein Herz von seiner Not befreit!
Der frommen Übung und des Fastens Zucht,
Sie brachten nicht, wonach mein Herz gesucht!

Wenn in der Nacht bei kargem Kerzenlicht
Der Chor der Mönche die Gebete spricht
Und früh am Morgen bei des Tages Graun
Die Augen auf das Kreuz des Heilands schaun, —

Dann bebt mein Herz in schmerzlich schwerer Pein
Und meine Seele hüllt der Zweifel ein,
Und selbst der Messe hohes Weihefest
Mich ohne Trost und ohne Hoffnung lässt.