Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Doppelter Stützenwechsel?

Immer wieder ist in den Beschreibungen der Bursfelder Klosterkirche die Rede davon, dass man beim Bau der großen Westhalle die Seitenschiffe durch Säulen und Pfeiler im „doppelten Stützenwechsel“ vom Mittelschiff abgegrenzt habe.
Das ist schlichtweg falsch!

Offenbar schreiben selbst die klügsten Leute Überliefertes bedenkenlos voneinander ab, auch wenn es verkehrt ist und es eigentlich nur logischer Überlegung bedarf, um den Sachverhalt richtig darzustellen.

Jedes der beiden Seitenschiffe enthält 3 Querwände, deren mittlere gotische Durchlässe aufweisen, also ursprünglich nicht vorhanden waren. Man konnte solche - vermutlich aus statischen Gründen eingebauten - Stützwände natürlich nicht an Säulen anbinden, musste also diese Säulen umbauen. Das wurde offenbar während der Gotik notwendig.

Ein weiterer Hinweis für diesen Hergang ist die Tatsache, dass bei der mittleren Zwischenwand des südlichen Seitenschiffes der Bogen nicht mittig auf der Kämpferplatte des „Pfeilers“ aufsitzt. Das hätte man beim Bau eines echten Pfeilers so nicht gemacht!

Schließlich sind die Kämpferplatten der sich nun als Pfeiler präsentierenden umbauten Säulen deutlich sichtbar aus mehreren Teilen zusammengestückelt. Das ist ein weiteres untrügliches Indiz dafür, dass die Bursfelder Westhalle ursprünglich eine reine Säulen-Basilika war.

Ich bin versucht für diesen Sachverhalt noch das folgende Argument ins Feld zu führen: Der „doppelte Stützenwechsel“ war den Niedersachsen – auch wenn wir ihn dort mancherorts, so in Hildesheim, vorfinden – in Rhythmik übertragen als Walzerschritt eigentlich nicht so recht auf den Leib geschrieben. –

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Foto: C.C. Sumpf

Bursfelde, Westhalle. (vorn links eine der umbauten Säulen)

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