Bursfelder Miniaturen

Revue passierte Schau von Beiträgen zur Geschichte und monastischen Spiritualität eines benediktinischen Weserklosters. Erarbeitet von C.C. Sumpf, Hann. Münden

Bursfeldes klöstergeschichtliche Bedeutung

Geistiger Niedergang

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts drohten dem christlichen Abendland die heiligen Werte, welche seine Kultur hervorgebracht hatten, mehr und mehr zu verkümmern. Damals erfuhr dieser geistige Niedergang schließlich einen zum Himmel schreienden Tiefstand. Das sich - immer unbefangener - weltlichen Einflüssen öffnende Mönchstum verlor seine hohen Ziele von christlicher Ethik und Moral weitgehend aus den Augen. Es wurde daher notwendig, die Leitbilder so großer Gottesmänner, wie Augustinus und Benediktus neu aufzurichten und sich auf die eigentlichen Werte des Abendlandes zurückzubesinnen.

Die Bursfelder Kongregation

Eine derartige Wende wurde vor 550 Jahren durch einen der fähigsten Äbte, den Deutschland hervorgebracht hat, DEDEROTH, 1434 eingeleitet. Die seiner Obhut unterstellte Abtei bildete damals den Ausgangspunkt einer solchen Rückbesinnung. Nahezu 200 Klöster im Herzen Europas begaben sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte direkt oder indirekt unter die Observanz der Bursfelder Reform, und es gelang bald, aus den Mönchen und Nonnen, die von diesem zündenden Bursfelder Geist erfasst wurden, wieder unbeirrbare Streiter Christi zu machen, die den strengen Regeln ihres Ordensvaters Benedikt erneut Gehorsam zollten. Für den deutschsprachigen Raum war die Bursfelder Reformkongregation unbestritten eine der bedeutendsten monastischen Aktionsgemeinschaften überhaupt, deren sich weiterhin ausbreitende benediktinische Spiritualität innerhalb weniger Jahrzehnte die meisten Klöster dieses Ordens erfasste.

Kampfansage an den Zeitgeist

Hier ging es gar nicht in erster Linie darum, ein praktisches Weltchristentum der tätigen Liebe mit fast schon pietistischen Zügen zu verlangen, wie es die starke Bewegung der devotio moderna damals anstrebte. Sinn und Ziel des Bursfelder

 
Dederoth
Dederoth, Begründer der Bursfelder Kongregation* (Nachbildung der ebenfalls hölzernen Originalskulptur des Ld.-Mus. Hann.)

*Joh. Dederoth, gebürtiger Mündener; Abt in Clus b. Gandersheim; stark beeinflusst durch Windesheimer Reform; 1433 nach Bursfelde; 1434 Gründung der Bursfelder Kongregation; stirbt am 6. Febr. 1439 an der Pest.

Impulses war vielmehr gerade die Beibehaltung des alten mönchisch-klösterlichen Frömmigkeitsideals und die Rückkehr zu den unumstößlichen Säulen und Grundwerten monastischen Christentums sowie der rituellen Formen und vor allem der Ordensdisziplin.

Dieser Aufbruch war nahezu eine Kampfansage an den Zeitgeist jenes Jahrhunderts, das in ethischem Überschwank eine Befreiung von der gewachsenen formalen dogmatischen Gebundenheit anstrebte.

Bursfelde war nun anderthalb Jahrhunderte - bis zur Reformation, die hier 1552 einsetzte und 1588 endgültig durchgeführt wurde - geistiger wie organisatorischer Mittelpunkt der Kongregation, deren Restaurationskonzept natürlich auch auf das weltliche Umfeld nicht ohne Auswirkung blieb. - (4) (5) (6)

Jene Aufforderung des 15. Jahrhunderts zu läuternder Rückbesinnung und urchristlicher Gemeinschaft bleibt vor allem mahnendes Fanal zur Einhaltung unverzichtbarer monastischer Disziplin.

zurück         weiterlesen




Startseite  |  Impressum  |  Links  |  Gästebuch